Macht Religion glücklich?
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Dies ist Teil einer Reihe von Beiträgen zum Thema Glück. Sie finden alle Beiträge hier.
Die Bedeutung der Weltreligionen
Mach Gott Menschen glücklich? Sind religiöse Menschen zufriedener mit ihrem Leben als diejenigen, die nicht an Gott glauben? Und sind religiöse Länder glücklicher als säkulare?
Von 7 Menschen auf der Erde heute gehören 6 irgendeiner Art von religiöser Gemeinschaft an. Die Bevölkerung der Erde beträgt derzeit etwa 7 Milliarden, von denen (laut Wikipedia) 2,2 Milliarden Christen, 1,6 Milliarden Muslime, 1 Milliarde Hindus, 400 Millionen Anhänger der chinesischen traditionellen Religion, 375 Millionen Buddhisten und weitere 500 Millionen unter verschiedenen kleineren Religionen verteilt sind. Das bedeutet, dass nur etwa 1 Milliarde Menschen keinen Glauben an irgendeine Art von Gott haben. Wenn wir also über Glück sprechen, können wir Religion nicht ignorieren, da sie ein wichtiger Teil des Lebens der Mehrheit der Menschen auf der Erde ist.
Für unsere Zwecke in diesem Artikel spielt es keine Rolle, um welche Religion es sich handelt. Die Auswirkungen von Religion auf das Glück sind klar genug und ähnlich für die meisten Weltreligionen. Als Beispiel werde ich hier das Christentum verwenden, da dies wahrscheinlich die Religion ist, die die Leser dieser Seite am besten kennen; ähnliche Prinzipien gelten jedoch auch für andere Religionen.
Unterschiede zwischen religiösen und säkularen Einstellungen
Aber was unterscheidet im Alltag ein religiöses Leben von einem nicht-religiösen? Wie sind das Leben und die Weltanschauung eines praktizierenden Christen anders als die eines Nichtgläubigen? Einige offensichtliche Unterschiede sind:
- Von Gläubigen wird erwartet, Gottes Befehle zu befolgen.
- Nach dem Tod werden ‘gute’ Gläubige ein erstrebenswertes Jenseits genießen, während ‘schlechte’ Menschen (oder Ungläubige) bestraft werden.
- Gläubige besuchen sonntags die Kirche.
- Die Bibel bietet ein grundlegendes Moralgerüst an (Zehn Gebote, Bergpredigt).
- Ein wichtiger Teil dieser Moral, insbesondere für Christen, ist, die eigenen Feinde zu lieben und jedem gegenüber freundlich und hilfsbereit zu sein, insbesondere denen, die Hilfe benötigen.
Obwohl wir Beispiele aus christlichen Praktiken verwenden, ist es wichtig zu sehen, dass diese Punkte auf ähnliche Weise auch für andere Religionen gelten.
- Die meisten Religionen enthalten moralische Gebote, die bestimmte Verhaltensweisen anordnen oder unterbinden (Punkte 1 und 4 oben).
- Die meisten Religionen glauben an ein Jenseits, das in irgendeiner Form ‘gutes’ Verhalten belohnen und ‘schlechtes’ Verhalten bestrafen wird (2).
- Alle Religionen praktizieren irgendeine Art von sichtbaren Ritualen, seien es tägliche Gebete, Tempelbesuche, Riten für die Toten, die Einhaltung religiöser Feiertage oder den regelmäßigen Kirchgang (3).
- Und die meisten Religionen empfehlen eine wohlwollende Haltung (5) gegenüber anderen (zumindest Mitgliedern der gleichen Gemeinschaft): Im Islam zum Beispiel ist die Wohltätigkeit (<em>zakat</em>) ein zentraler ‘Pfeiler’ des Glaubens. Wohltätigkeit wird nicht nur empfohlen, sondern von jedem muslimischen Gläubigen verlangt, der sie sich leisten kann. Geben und Teilen sind auch zentral für den Buddhismus, der “Erfolg in Großzügigkeit” gutheißt.
Christliche Quellen als Beispiele für Glückspraktiken
Betrachten wir einige klassische Quellen für weitere Ratschläge darüber, wie man sich als Christ verhalten sollte.
In der Bergpredigt (Matthäus 5) sagt Jesus:
“Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.”
Die Regula Benedicti, die Benediktsregel (~500 n.Chr.) ist eine der einflussreichsten Regeln, die von Mönchen in christlichen Klöstern befolgt werden. Selbst Klöster, die sie nicht befolgen, folgen in der Regel anderen Regeln, die im Geist ähnlich sind:
“Die erste Stufe der Demut: Der Mensch achte stets auf die Gottesfurcht und hüte sich, Gott je zu vergessen. … Die zweite Stufe der Demut: Der Mönch liebt nicht den eigenen Willen und hat deshalb keine Freude daran, sein Begehren zu erfüllen. … Die dritte Stufe der Demut: Aus Liebe zu Gott unterwirft sich der Mönch dem Oberen in vollem Gehorsam. … Daher verlassen Mönche sofort, was ihnen gerade wichtig ist, und geben den Eigenwillen auf. Sogleich legen sie unvollendet aus der Hand, womit sie eben beschäftigt waren. Schnellen Fußes folgen sie gehorsam dem Ruf des Befehlenden mit der Tat.”
Beachten Sie, dass Mönche nicht einen Augenblick zögern sollen, einem Befehl eines Vorgesetzten zu folgen. Wenn sie mit ihren eigenen Geschäften beschäftigt sind, sollen sie diese sofort fallen lassen und ‘unvollendet aus der Hand’ legen, anstatt versuchen, sie zu vollenden. Denn würden sie das versuche, dann gingen sie das Risiko ein, zu spät zu sein, um das von ihnen Verlangte zu tun. Auch sollte dieses Aufgeben eigener Projekte und Interessen dem Mönch überhaupt nicht missfallen:
Ein Gehorsam dieser Art ist nur dann Gott angenehm und für die Menschen beglückend, wenn der Befehl nicht zaghaft, nicht saumselig, nicht lustlos oder gar mit Murren und Widerrede ausgeführt wird. … Die Jünger müssen ihn mit frohem Herzen leisten, denn Gott liebt einen fröhlichen Geber. … Wenn aber der Jünger verdrossen gehorcht, also nicht nur mit dem Mund, sondern auch im Herzen murrt, so findet er, selbst wenn er den Befehl ausführt, doch keinen Gefallen an Gott, der das Murren seines Herzens wahrnimmt.
Die Benediktsregel ist ein ein zeitloses Handbuch der Demut, des Gehorsams und des christlichen mönchischen Lebens.
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Wie beeinflusst Religion das Glück?
Denken wir einen Augenblick darüber nach, wie diese verschiedenen Verhaltensweisen und Einstellungen das Glück des Einzelnen beeinflussen können.
Erstens, die Erwartung, Gottes oder des Abts Befehle ohne Zögern zu befolgen, entfernt eine zentrale Stressquelle aus dem Alltag. Wenn ich für meine Entscheidungen persönlich verantwortlich bin, werde ich ständig besorgt sein, falsch zu handeln: entweder auf eine Art und Weise, die anderen schaden wird und für die sie mich verantwortlich machen werden; oder ich könnte sogar meinen eigenen Interessen schaden. Dies erschwert jede Entscheidung, und besonders jene Entscheidungen, die nicht durch soziale Gewohnheiten abgedeckt sind. Zum Beispiel muss ich nicht darüber nachdenken, ob ich meinen Nachbarn auf der Straße grüßen soll, weil dies durch eine soziale Gewohnheit abgedeckt ist. Aber ich muss selbst entscheiden, ob ich mich von meinem Partner trennen soll, ob ich eine Abtreibung haben soll, oder wie ich auf eine Ungerechtigkeit reagieren soll, die mir im Beruf widerfahren ist. Setze ich mich zur Wehr, akzeptiere ich die Ungerechtigkeit, verteidige ich mich, oder versuche ich, eine Möglichkeit zu finden, sie zurückzuzahlen?
Solche Fragen können viel Unzufriedenheit verursachen und Religionen helfen in solchen Situationen durch die Bereitstellung von ausführlichen Richtlinien: Du sollst deinen Partner nicht verlassen (weil du Gott versprochen hast, es nicht zu tun), du sollst keine Abtreibung vornehmen, du sollst im Büro Verzeihung üben und dich an die Bergpredigt erinnern. Problem gelöst. Und wenn du dich über diesen Rat ärgerst, überleg dir Benedikts Worte.
Zweitens macht die Erwartung von Gerechtigkeit nach dem Tod es einfacher, eine (vorübergehende) Ungerechtigkeit zu akzeptieren, insbesondere wenn man glaubt, dass der Zustand nach dem Tod ewig andauern wird. Im Vergleich zu ewig ist jede mögliche Dauer von Ungerechtigkeit in diesem Leben tatsächlich sehr kurz.
Die Bedeutung von religiösen Ritualen für das Glück
Aber es sind nicht nur diese Hintergrundüberzeugungen, die das Glück eines Gläubigen beeinflussen. Alltägliche Rituale sind auch wichtig. Zum Beispiel Kirchenbesuche:
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bieten eine ständige Erinnerung daran, dass man Teil einer Gemeinschaft von Menschen ist, die die gleichen grundlegenden Überzeugungen über das Leben teilen. Dies bietet emotionale Unterstützung und hilft gegen das Gefühl von Einsamkeit.
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Nach einer Weile lernt man die anderen Menschen in der Gemeinde kennen, da es sich in der Regel um eine begrenzte Gruppe von Menschen handelt, die immer (oder oft) zu den gleichen Zeiten den Gottesdiensten beiwohnen. So entwickelt man in diesem Kreis von Kirchenbesuchern neue Bekanntschaften und Freundschaften.
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Insbesondere in Ländern mit geringem materiellem Wohlstand ist ein Kreis von Bekannten, der über Berufe und soziale Schichtgruppen hinweg reicht (wie eine Kirchengemeinde), eine wertvolle Ressource für alle Arten von Gefälligkeiten, Zugang zu Informationen und Zugang zu materiellen Gütern. Wenn man Waren mit jemandem tauschen möchte, bietet die Kirchengemeinde eine Umgebung mit einer großen Vielfalt von Menschen, die man bereits oberflächlich kennt. Wenn man einen Hammer ausleihen möchte, oder sogar ein Auto, wo sind die Chancen besser als in einer Kirchengemeinde, in der alle dieselben Ideale über Wahrheit und ethische Verhaltensweisen teilen und in der Menschen eher bereit sind, einander zu vertrauen? In den informellen Gesprächen vor und nach dem Gottesdienst lernen sich die Kirchenbesucher besser kennen und tauschen Informationen aus, die von großer Bedeutung sein können: zum Beispiel über neue Jobmöglichkeiten, schwer erhältliche Waren, die gerade irgendwo zu haben sind, und viele andere Gelegenheiten.
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Schließlich definiert die Kirche ihre eigene Hierarchie der Verdienste, die sich von der Hierarchie in der Außenwelt unterscheidet. In einer kapitalistischen Gesellschaft wird der persönliche Wert in Geld gemessen: finanzieller Erfolg, ein gut bezahlter Job, ein großes Haus, Zugang zu teuren Gütern. Viele Menschen erreichen diese Ziele natürlich nicht. Für sie ist es wichtig, dass es ein alternatives Bewertungssystem (innerhalb der Kirche) gibt, das völlig von dem der konventionellen Gesellschaft getrennt ist. In der Kirche zählen andere Dinge: Frömmigkeit, Kenntnisse der Schrift und Rituale, eine gute Stimme zum Singen, ein tiefes Verständnis von religiösen Dogmen usw. Oft können Menschen, die außerhalb als benachteiligt angesehen werden (arbeitslose, arme oder ungebildete Menschen) innerhalb einer Kirchengemeinde eine sehr erfolgreiche “Karriere” haben und innerhalb dieser Gemeinschaft Anerkennung und hohen Status erlangen. In diesem Sinne bietet die Kirche Möglichkeiten für ein “zweites Leben”, eine zweite Chance auf eine Karriere, die auf ganz anderen Fähigkeiten und Stärken als der außerhalb liegenden, weltlichen Karriere einer Person basiert.
Die in Benedikts Klosterregel gegebene Anweisung hat weitere interessante Auswirkungen: sie verlangt im Wesentlichen, dass man das Ignorieren der eigenen Bestrebungen und Wünsche übt, bereit ist, sie jederzeit aufzugeben, und sich vollständig unter den Befehl einer anderen Person zu stellen. Wenn dies konsequent geübt wird, führt dies wahrscheinlich dazu, dass der Mönch einen größeren inneren Abstand zu seinen eigenen Wünschen entwickelt, eine Art Trennung zwischen dem handelnden und dem begehrenden Ich, sodass der handelnde Mensch weniger von seinen Wünschen beeinflusst wird und eher bereit ist, sie aufzugeben. Erinnern wir uns, dass das Aufgeben der eigenen Interessen und Bestrebungen sowohl absolut als auch freiwillig sein muss, fröhlich und ohne jegliche Spur von Murren. Das bedeutet, dass es vollständig internalisiert werden muss; die Bereitschaft, immer bereit zu sein, die eigenen Bestrebungen aufzugeben, muss zu einem Teil des eigenen Charakters werden, anstatt eine bloße Handlung zu sein, die man ausführt.
Andere spirituelle Traditionen
Viele spirituelle Traditionen betonen, dass die Loslösung von den eigenen Wünschen eine Bedingung des Glücklichwerdens ist:
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Buddhisten lernen beispielsweise, sich von “Anhaftungen” an irdische Dinge zu befreien. Das umfasst auch den Wunsch, materielle Dinge zu erlangen, und auch den Wunsch nach Erfolg, Selbstbestätigung und so weiter.
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Die Stoiker (die das Thema anderer Beiträge auf dieser Website sind), fordern, dass man Wünsche aufgeben sollte, über die man keine Kontrolle hat. Die Wünsche sollten daher vom rationalen Verstand gesteuert werden und nicht (wie üblich) selber unser Verhalten bestimmen.
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Bertrand Russell (1872-1970), der berühmte britische Philosoph, betont in seinem Buch “Die Eroberung des Glücks” einen ähnlichen Punkt: Dass eine der Bedingungen für das Glück im Leben darin besteht, sich von selbstgerichteten, egoistischen Bestrebungen zu lösen und sich auf externe Dinge zu konzentrieren, die nicht mit der eigenen Person zusammenhängen. Zum Beispiel soll man, um glücklich zu werden, sich auf die Wissenschaften, Musik oder andere Bestrebungen dieser Art konzentrieren.
The Conquest of Happiness von Bertrand Russell ist eine aufschlussreiche Abhandlung über das Glück, betrachtet aus der Perspektive eines berühmten Philosophen des 20. Jahrhunderts.
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Evidenz aus der Forschung: Sind religiöse Menschen glücklicher?
Nach alldem würden wir erwarten, dass religiöse Menschen signifikant glücklicher sind als nichtreligiöse Menschen. Wir würden auch erwarten, dass die Ärmsten und sozial Benachteiligten mehr von der Religion profitieren als die Wohlhabenden und Erfolgreichen. Und tatsächlich ist dies der Fall.
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In Ländern mit einem pro Kopf jährlichen Einkommen von weniger als 2000 US Dollar betrachten 92% Religion als einen wichtigen Bestandteil ihres täglichen Lebens. In Ländern mit einem pro Kopf jährlichen Einkommen von 25.000 USD oder mehr sehen nur 44% Religion als wichtig im täglichen Leben an (Crabtree & Pelham 2009).
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In Ländern mit niedrigen durchschnittlichen Einkommen fühlen religiöse Menschen mehr Freude im Alltag (65%) als nichtreligiöse Menschen (55%). Umgekehrt fühlen sie sich weniger besorgt (29% vs. 36%), traurig, depressiv und wütend.
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66% der religiösen Menschen in diesen Ländern sagen, dass sie “mehr Tage wie gestern” möchten, während dies bei nur 53% der nichtreligiösen Menschen der Fall ist. Sie fühlen sich auch mehr respektiert (77% vs. 69%), lächeln und lachen mehr (65% vs. 56%).
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Religiöse Gemeinschaften haben erheblich niedrigere Suizidraten (oft 1/4 von nichtreligiösen Menschen; Myers 2013). Menschen, die regelmäßig in die Kirche gehen, rauchen weniger (die Raucherquote sinkt von 50% auf 10%) und werden seltener festgenommen (von 20% auf 5%). Sehr religiöse Menschen spenden auch erheblich mehr (etwa 1/3 mehr) für Wohltätigkeit als nichtreligiöse Menschen (Myers 2013).
Es gibt viele weitere Studien wie diese, und sie bestätigen alle, dass religiös zu sein und am religiösen Leben teilzunehmen das Wohlbefinden auf viele verschiedene Weisen verbessert.
Das Paradox religiöser Beteiligung
Aber es gibt einen Haken. Die positiven Auswirkungen der Religion sind vor allem auf individueller Ebene sichtbar:
- Innerhalb desselben Landes leben religiöse Menschen länger (über 7 Jahre Unterschied zwischen starken Kirchgängern und Ungläubigen!), sind glücklicher, trennen sich seltener von ihren Partnern und rauchen weniger.
- Wenn wir jedoch auf ganze Länder blicken, sieht das Bild anders aus. Hochreligiöse Länder sind Orte, an denen Menschen früher sterben, mehr rauchen und mehr Verbrechen begehen (Myers 2012).
Ein oberflächlicher Blick auf verschiedene Länder bestätigt das. Zweifellos ist Dänemark (ein hochsekulärer Ort) ein besserer, toleranterer Ort zum Leben als Syrien oder Iran. Texas (18% ohne religiöse Zugehörigkeit) hat mehr Raucher und mehr Verbrechen (2012: 3770 Verbrechen pro 100.000 Menschen) als New York (27% ohne religiöse Zugehörigkeit, 2012: 2329 Verbrechen pro 100.000 Menschen) (Syracuse.com, PewForum.org).
Es ist unklar, warum genau dies der Fall ist. Viele verschiedene Erklärungen scheinen möglich.
Einerseits ist die persönliche Religiosität, wenn sie nicht vom Staat erzwungen wird, eine freiwillige Haltung, die auf tiefen, persönlichen Überzeugungen basiert, und diese Überzeugungen prägen den Alltagseinstellung zum Leben (wie wir oben gesehen haben).
Andererseits ist die staatliche Religiosität vorgeschrieben und muss daher nicht auf ebenso tiefen Überzeugungen basieren. Die “Gläubigen” sind daher wahrscheinlich nicht die gleiche Art von “wahren Gläubigen” wie jene, die ihren Glauben freiwillig oder sogar trotz der vorherrschenden Gleichgültigkeit ihrer Umgebung annehmen. Wo der Glaube durch den Staat erzwungen wird, kann er leicht zu Heuchelei werden.
Außerdem machen einige religiöse Überzeugungen es weniger wahrscheinlich, dass Gläubige eine höhere Bildung erlangen:
Und eine höhere Bildung eröffnet wiederum Möglichkeiten für Individuen, ihr Glück zu verfolgen (zum Beispiel durch bessere Jobs).
Außerdem gibt es auf der Erde einige Regionen mit hohen Prozentsätzen religiöser Menschen, die zufällig Orte sind, die benachteiligt sind, arm oder in Kriege und Bürgerkriege verwickelt sind; während Regionen mit hohem materiellen Wohlstand tendenziell die säkuläreren Orte sind. Man könnte spekulieren, warum das so ist, aber es könnte auch sein, dass es das Ergebnis bestimmter historischer Entwicklungen ist und nichts mit einer grundsätzlichen Verbindung zwischen Religiosität und Armut, Mangel an Bildung und Gewalt zu tun hat.
Insgesamt sind religiöse Menschen glücklicher als Nichtgläubige, aber nur, wenn der Glaube echt ist und in einer freien und (weitgehend) säkularen Umgebung praktiziert wird.
Referenzen
- Crabtree S, Pelham B. World Gallup poll. 2009. Religion provides emotional boost to world’s poor. http://www.gallup.com/poll/116449/religion-provides-emotional-boost-world-poor.aspx
- Myers, D. G. (2012). The religious engagement paradox. Unpublished manuscript, http://www.davidmyers.org/davidmyers/assets/ReligParadox_SupportingMaterial.pdf
- Myers, D. G. (2013). Religious engagement and well-being. In S. David, I. Boniwell, & A. C. Ayers (Eds.), The Oxford handbook of happiness, (pp 88-100). Oxford: Oxford University Press.
- Tay, L., Li, M., Myers, D., & Diener, E. (2014). Religiosity and subjective well-being: An international perspective Religion and spirituality across cultures (pp. 163-175): Springer.